Mittwoch, 25. November 2009

Goodbye Raincouver!

Angeln auf dem Fußballplatz

Wie ich im letzten Eintrag schrieb, fuhr ich nach dem Aufenthalt in Whistler nach Vancouver Island. Hier wartete die nächste (und letzte) Job Fair. Die Zeit, zwischen den zwei zu absolvierenden Interviews und dem Warten auf das Ergebnis, verbrachte ich in einem kleinen familiären Hostel in Courtenay. Es regnete die ganze Zeit sehr heftig und nach ein paar Tagen wurde sogar der Notstand ausgerufen, da die Flüße über die Ufer traten. Als sich die Lage einiger Maßen beruhigt hatte, unternahm ich einen Spaziergang in die Stadt und kam zu einem Fußballfeld, dass völlig überflutet war. Dort traute ich meinen Augen nicht, als ich drei Männer sah, die in einem Boot auf dem Fußballfeld angelten. Keine Ahnung, ob Fische sich bei Überschwemmungen besonders auf Fußballfeldern wohl fühlen, aber die Einheimischen müssen es ja wissen.



Der Job für die nächsten Monate

Die ursprünglich schwierige Entscheidung, ob ich in Vancouver bei den Olympischen Spielen oder in einem Skigebiet arbeite, entpuppte sich im Endeffekt als eindeutig. Nach zwei Interviews wurde mir ein Job angeboten. Als mir dann die damit verbundenen Vorteile klar wurden, war die Wahl klar: Ich habe diese Reise auch unternommen, um ein ganz anderes Leben als bisher zu führen und dazu gehört auch der Abschied vom Leben in einer Großstadt. Daher werde ich werde die nächsten Monate auf dem Mount Washington verbringen. Dieser liegt auf Vancouver Island, welche rund 5 Bus- und Fährstunden von Vancouver City entfernt ist. Für deutsche Verhältnisse ist es unvorstellbar, dass eine Insel ein Skigebiet haben kann - da dieses beschauliche Eiland aber 450 km lang, 150 km breit ist und sich in Canada befindet, stellt dies hier keinen Widerspruch dar. Darüber hinaus ist es eines der größten Skigebiete Canadas und (besonders wichtig) eines der schneereichsten in ganz Nordamerika (Durschnittlicher Schneefall über 10 Meter im Jahr!). Zur Zeit liegen aber nur 240cm und letzte Woche hat es auch gerade einmal 140 cm neuen Schnee gegeben... :)



Vom Loch ins Loft

Der nächste Schritt war dann eine geeignete Wohnung zu finden. Das stellt am Mt. Washington ein echtes Problem dar, denn auf dem Berg befinden sich nur Unterkünfte für Touristen und nicht für Saison-Mitarbeiter. Das bedeutet, dass die meisten Angestellten in Courtenay wohnen und jeden Morgen und Abend eine halbe Stunde mit dem Bus fahren müssen um zum Skigebiet zu gelangen. Glücklicherweise fanden ein paar Leute, die ich im Hostel kennengelernt hatte, eine Internetannounce für ein 6 Personen-Condo direkt auf dem Berg, 10min von der Arbeit entfernt. Hier lernte ich dann die nächste Lektion in canadischen (oder amerikanischen?) Preisverhandlungen. Die Mieten werden zunächst günstig gehalten, bis die Interessenten die Wohnung besichtigt haben. Danach schreibt der Vermieter (wohl allen), dass sich schon eine andere Person für die Wohnung interessiert und das es daher leider nichts wird. Falls man die Wohnung wirklich möchte, erhöht man sein eigenes Angebot und versucht damit entweder den imaginären Interessenten (wenn es keinen anderen gibt) oder einen reellen auszustechen. So war es auch in unserem Fall und nach dem wir bereit waren 300 Dollar (insgesamt) mehr zu zahlen, bekamen wir das Appartment. Der Deal war im Endeffekt immer noch sehr gut, da es zum einen sogar billiger ist als in Courtenay zu wohnen und zum anderen die Wohnung voll möbliert ist. Morgen beginnt mein erster Arbeitstag und ich bin sehr gespannt, wie das wird...

Olé

Freitag, 13. November 2009

Hemlock, Van City, Whistler, Van Island

Hemlock-Ski Resort

Nach dem ich nun den sehr verlockenden Job bei den Olympischen Spielen sicher habe, muss ich mich entscheiden ob ich von meinem ursprünglichen Plan abweiche und nicht über den Winter in einem Ski Resort arbeite. Dennoch bewerbe ich mich dort um zumindest mehrere Optionen zu haben. Daher bin bin ich letzte Woche Freitag nach Hemlock in ein relativ kleines Ski Resort (nur 35 Abfahrten) gefahren. Die Vorstellungsgespräche waren an sich recht positiv - nur leider kann ich meinen angepeilten Lieblingsjob (Snowboard Instructor) nicht ausüben. Hierfür ist eine Snowboard-Instructor Lizenz Voraussetzung und diese wird von den Skigebieten nicht übernommen, da sie so viele Bewerbungen von bereits zertifizierten haben. Daher bewarb ich mich als Rental Technican (Mitarbeiter im Verleih- und Reparaturshop). Das Problem in dem Resort ist, dass es nur sehr weniger Unterbringungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter gibt und daher überwiegend Einheimische eingestellt werden. Während der Gespräche tobte ein heftiger Schneesturm auf dem Berg – 30 cm Neuschnee in 3h. So kam es, dass wir (Kumpel aus dem Hostel und ich) festsaßen und unseren Greyhound Bus zurück nach Van City verpassten. Nach kurzem Gespräch mit der Managerin bot diese an, uns mit ihrem Pick Up zur Greyhoundstation ins Tal zu fahren, damit wir den nächsten Bus nehmen konnten. Weil bis dahin noch so viel Zeit war, schlug sie vor gemeinsam zu Essen. So entwickelte sich ein sehr entspannter Abend, zu mal ihre Freunde aus dem Dorf auch noch dazu kamen. Bei der Verabschiedung sagte sie, dass wir den Job wohl sicher hätten, wenn sie eine geeignete Unterkunft in der Nähe der Resorts finden kann. So wird Business in Canada gemacht :)

Olympische Fackel

Zurück in Vancouver City folgte dann die nächste interessante Begegnung. Ich feierte mit einigen Leuten, die ich im Hostel kennengelernt hatte im Roxy auf der Granville St. (die Party-Location). Dort trafen wir einen Typen der mit einer Olympischen Fackel rumlief und sprachen ihn an. Er erzählte uns, dass er für sein Dorf die Fackel tragen durfte (diese war in der Tat auch benutzt). So kam es, dass jeder mal eine offizielle Olympische Fackel halten durfte, in der noch ein paar Stunden zuvor das Olympische Feuer gebrannt hatte. (Warum der Typ die Fackel mit in den Club genommen hat, ist wohl nicht schwer zu erraten... :))

Whistler

Am Sonntag fuhr ich dann nach Whistler zur nächsten Skigebiet Job Fair. Diese war leider ein totaler Reinfall, da im Grunde alle Positionen schon vor Monaten vergeben worden sind. Man muss sich vorstellen, dass Whistler eines der größten Skigebiete der Welt ist und dort auch die Olympischen Spiele ausgetragen werden – dementsprechend groß war der Ansturm auf die kaum vorhandenen Jobs. Nichtsdestotrotz hat sich die Reise gelohnt. Der Ort Whistler wurde erst in den letzten 30 Jahren erbaut und versucht das Flair eines Alpenskiorts zu imitieren. Das gelingt jedoch nicht, da alles sehr neu aussieht und überall Einkaufsläden und auch Fastfood- Restaurants integriert sind. Auf mich wirkte die Innenstadt eher wie ein Ballermann-im-Schnee-Verschnitt. Der Ort wurde darüber hinaus mitten in ein Bären Habitat gebaut. Daher haben alle Mülleimer eine Bärensicherung und überall stehen Warn- und Verhaltenshinweise. Mein Hostel war außerhalb des Orts, auf der anderen Seite eines Sees. Der Bus fuhr nur 4 mal am Tag und so musste man relativ oft einen 50minütigen Marsch bestreiten. Als Vorsichtsmaßnahme sollte man am Hostel bescheid geben, wohin man geht und wann man ungefähr zurückkommt. Des Weiteren sollte man laut reden und pfeifen (auch wenn man allein ist) und wenn möglich eine Taschenlampe mitführen. Bären sind meistens sehr scheu und verschwinden schnell – gefährlich wird es nur, wenn der Wind schlecht steht und das Tier den Menschen nicht vorher riechen kann. Ein plötzliches Treffen auf einen Bären (Schwarzbären und Grizzlys-letztere sind selten) kann dann lebendsbedrohlich sein. Neben Bären gibt es in der Gegend auch Cougars (eine Art Puma) und Kojoten. In Britisch Columbia kommt es jedes Jahr zu mehreren Toten auf Grund von leichtfertigem Verhalten gegenüber diesen Tieren. Mir blieb eine Begegnung zum Glück erspart. Den Tag des Mauerfalls feierte ich am Abend mit einem Mäddel von den Cayman Islands, einem Briten und einem Schwaben – alle drei maßen dem Tag gleich wenig Bedeutung zu...

Vancouver Island

Nach 3 Tagen Whistler fuhr ich dann zurück nach Van City und bin nun unterwegs nach Vancouver Island. Es ist wirklich bemerkenswert; sobald man mit dem großen Backpack herumreist, wird man vor allem von älteren Canadiern angesprochen, wo man denn her kommt und was man vor hat. Auf der Überfahrt nach Van Island zum Beispiel kam ich mit einem ehemaligen Prof. von der University of British Columbia ins Gespräch. Er erzählte mir viele interessante Dinge über die Unterschiede zwischen canadischer und amerikanischer Politik. So stelle ich mir das Reisen vor.... (Bemerkenswert ist auch, dass so ziemlich jeder Canadier wohl einen Freund in Deutschland hat oder zumindest dort schon einmal war. Ob das der Realität entspricht, oder nur so gesagt wird um ins Gespräch zu kommen, habe ich noch nicht herausgefunden)

Mittwoch, 4. November 2009

Der erste Job!

So nun ist es vollbracht!
Ich kann bei den Olympischen Winter-Spielen von Januar bis März in Vancouver arbeiten. Was genau meine Aufgabe ist, steht wohl noch nicht 100% fest - irgendetwas zwischen Costumer Relationship und Security. Um den Job zu bekommen, musste man zu erst einen Farbentest machen. Was sich ersteinmal unproblematisch anhört, aber für mich eine echte Hürde war, denn zwischen grün und blau habe ich wohl eine leichte Erkennungsschwäche. Nach 30min raten (mein schwedischer Kumpel brauchte 5 min), habe ich anscheinend ausreichend richtige Kreuze gesetzt und konnte zum Interview gehen. Dieses Auswahlgespräch bestand darin mit 3 weiteren Bewerbern der Reihe nach 4 Fragen zur eigenen Person mit Beispielen zu beantworten. Dann wurden bis zu 3 Punkte für professionelles und gepflegtes Auftreten, klare deutliche Aussprache, Motivation und pro beantworteter Frage vergeben. Die Testerin war ziemlich großzügig - nur bei professionellem und gepflegtem Auftreten hab ich ein Punkt abzug bekommmen... ;)
Danach folgte eine 2 stündige Einweisung in Schusswaffen-, Messer-, Bombenbau-Kunde und allgemeine Sicherheitsbestimmungen. Die letzte Hürde bestand dann in einem Computertest, bei dem man unter Zeitdruck Fragen zur Einweisung beantworten musste oder auf irgendwelchen Scannbildern Waffen usw. finden musste. Insgesamt war es ein recht unterhaltsamer Tag mit einem guten Ende.

Halloween :(
Wenn die Erwartungen an etwas sehr groß sind, wird man meistens von der Realität enttäuscht. Genau so war es bei der Halloween-Party. Das lag aber nicht an der kanadischen Verkleidungsmentalität, die war trotzallem sehr beeindruckend - sondern an der Clubparty, die wir gebucht hatten. Man sollte Eintritt in 4 Clubs bekommen (ohne Anstehen) und zwischen diesen mit einem Busshuttle pendeln. Leider war es im Endeffekt etwas anders: Die ganze Sache startete um 14 Uhr als man sich seine Eintrittsbändchen abholte. Wir mussten in einem relativ teurem Restaurant warten, bis der Bus für die Fahrt eintraf. Woanders konnte man nicht hingehen, weil unsere "Partyguides" angeblich auch nicht wussten, wann es weiterging. So war man gezwungen dort für teures Geld Essen und Trinken dort zu kaufen. In genau dieser Weise ging es auch weiter. Man wurde von Club zu Club verfrachet und ohne zu wissen, wann es weitergeht und welche Clubs man ansteuerte. Dazu kam, dass die ganze Zeit HipHop gespielt wurde und in jedem Club auch noch die gleichen, weil gerade populären, Songs. Im Endeffekt haben wir das Beste darauf gemacht - dementsprechend intensiv waren die Kopfschmerzen am nächsten Tag.

Gestern habe ich dann eine Ausflugstour vom Hostel mitgemacht. Es ging in die Wildnis, die gleich hinter Vancouver beginnt. Es ist wirklich unglaublich, man lebt in einer 2,3 Millionen Stadt und wenn man in den öffentlichen Bus steigt und 20-30 min nach Norden fährt, steht man in der Wildnis. Die Tour führte in den Regenwald und durch den Lynn Canyon. Eine unglaublich schöne 4 stündige Wanderung. Die Bilder findet ihr, zusammen mit vielen anderen, in dem Fotoalbum auf der rechten Seite. Schön war auch, dass die Gruppe so international war: Engländer, Kanadier, Italiener, Franzosen, Amerikaner, Japaner, Finnen, Chinesen, Australier, Neuseeländer, Deutsche...

Auf der Rückfahrt im Public-Bus erklärte uns dann der Guide, warum Kanada so liberal im Umgang mit Marihuana ist. Die Leute können es sich relativ leicht vom Arzt verschreiben lassen, 40 gr für den Eigengebrauch sind erlaubt und öffentlich geraucht werden darf es auch. Als er dann erklärte, dass es starke Bestrebungen gibt Marihuana ganz zu legalisieren, mischte sich ein anderer Passagier in den Vortrag ein. Er hatte gleich ein paar Statistiken parat, wie viel Geld die Regierung durch eine entsprechende Besteuerung einnehmen könnte. Daraufhin fühlte sich der nächste Passagier ermutigt und erklärte, dass ja auch die Verfolgung der "Straftaten" den Staat viel koste. In dieser Weise ging es dann weiter und in den folgenden Minuten entwickelte sich dann eine lebhafte und laute Diskussion mit dem halben Bus - ich war total überrascht und faziniert von der ganzen Szenerie. So viel zum öffentlichen Leben im hier.

Grüße aus Vancity

ps.: Falls ihr Fragen oder Anmerkungen habt, die auch andere interessieren könnten, dann scheut euch nicht die Kommentarfunktion zu benutzen :)