Mittwoch, 29. Dezember 2010

Olinda und Salvador da Bahia

So nun der letzte Reiseblogeintrag:

In Praia da Pipa hatten Eva und ich noch ein paar schöne Erlebnisse. Zum Beispiel meine persönlich schönste Wildlife-Erfahrung: Neben mir schoss ein mittelgroßer Fisch ca. 1m aus dem Wasser und wurde kurz vor dem Wiedereintauchen von einem Delfin gefressen - sehr beeindruckend! Am Heiligabend sind wir dann fürstlich Essen gegangen und haben den Abschied von unserem Schweizer gefeiert.

Olinda
Von Pipa ging es dann nach Olinda - die wirklich schönste Stadt der Brasiliens! Hier gibt es Kopfsteinpflaster, viele schöne renovierte Kolonialhäuschen und eine lebendige Kunstszene. Die Leute sitzen abends auf der Straße vor ihren Ateliers und genieße die warmen Temperaturen bis in die Nacht hinein. Olinda liegt auf einem Hügel und man sieht gleich gegenüber die Millionenstadt Recife mit einer beeindruckenden Skyline. Die Steigerung des brasilianischen Kitsches fand sich im Stadtpark. Um ein altes verfallenes Schlößchen herum standen überdimensionale Weihnachtsmärchenfiguren. Im Park selber war dann am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag ein großes Stadtfest mit viel Lärm und weiteren Kitsch zum Verkauf.

Salvador da Bahia
Letzte Station und definitiv eine sehr sehenswerte Stadt ist Salvador da Bahia. Nirgendswo sonst in Brasilien wird der afrikanische Einfluss so sehr gepflegt wie in Salvador. Auch hier gibt es viele Kolonialbauten, allerdings sind die meisten in einem eher baufälligem Zustand, was aber für eine sehr schöne Atmosphäre sorgt. Leider ist man lediglich im historischem Zentrum der Stadt, da der Rest einfach viel zu gefährlich ist. Dieses Gebiet wird von der Polizei bewacht, was nicht wirklich heißt, dass diese auch etwas tut, wenn mal etwas passiert. Am ersten Abend haben Eva und ich dann eine afrobrasilianische Tanzvorführung besucht. Neben Capoeira gab es noch viele weitere akrobatische Tanzstile, bei denen die Tänzer von Gottheiten in Besitz genommen wurden und dann springend und schreiend für den Gott sprachen. Am letzten Abend fand ein wildes Straßenfest statt auf dem sich spontan Leute zum Trommeln und Tanzen versammelten. Die Straßen waren sehr voll und von überall her kam Musik.

Leider waren auch extrem viele zwielichtige Gestalten unterwegs - meist Banden von 5-10 jungen Männern, die nur nach Geldbeuteln und Fotoapparaten suchten um sie zu rauben. Zweimal scheiterte der Versuch bei mir, da mein Portemonnaie am Gürtel angebunden war. Beim dritten Mal Griff mir ein großer Typ in die Hosentausche, zerrte den Geldbeutel raus und zog kräftig daran bis das Band riss - alles ging sehr schnell und bevor man reagieren konnte, war es schon geschehen. Der Typ hatte die Beute natürlich schon längst weitergegeben an seine Komplizen als ich ihn stellte. Im Endeffekt war alles halb so schlimm, da ich nur umgerechnet 4 Euro und meinen Personalausweis darin hatte. Und selbst danach auf dem Weg zurück zum Hostel spürte ich noch einmal fremde Hände in den nun leeren Hosentaschen. Das einzige Erlebnis dieser Art in fast 8 Monaten Brasilien.

In wenigen Stunden geht nun mein Flieger zurück nach Deutschland. Um Neujahr herum werde ich noch einmal einen abschließenden Blogeintrag schreiben und damit die Reise endgültig beenden.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Frohes Weihnachtsfest!


An alle ein schönes erholsames und besinnliches Weihnachtsfest aus Praia da Pipa!

Dienstag, 21. Dezember 2010

der Nordosten

Sao Luis
Nach der anstrengenden Amazonasfahrt nach Belem ging es von dort aus mit dem Nachtbus gleich nach Sao Luis weiter. Laut Reiseführer sollte es eine wunderschöne Kolonialstadt mit den entsprechenden alten und verzierten Bauten sein. In der Realität gibt es zwar ein historisches Zentrum, aber mit den prächtigen Häusern vieler mittelamerikanischer Städte, wie z.B. Panama City oder Antigua in Guatemala kann Sao Luis definitiv nicht mithalten. Zu dem wohnen hier die unfreundlichsten Brasilianer, denen ich je begegnet bin. Schon im Amazonas habe ich bemerkt, dass die Einheimischen nicht mehr so herzlichen und freundlich sind wie in Südbrasilien. Dennoch änderte sich dies nach einem kurzen Plausche sehr schnell. Sao Luis dagegen ist aber definitiv eine Steigerung. Kaum jemand grüßt und lächelt auf der Straße - als Ausländer wird man sehr skeptisch betrachtet und die Hilfsbereitschaft im Hostel ging gegen Null.

Dennoch verbrachten wir hier einen weiteren Tag, um zur Insel Alcantara zu fahren. Diese Insel beherbergt sowohl weitere schöne kleine Kolonialbauten als auch das modernste Satelittenprogramm Lateinamerikas. Von letzterem haben wir leider nichts mitbekommen, ersteres war in Verbindung mit der 2stündigen Katamaranfahrt ein kleines Erlebnis.

Nationalpark Lencois
Früh am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Minivan in den Nationalpark Lencois. Hier befindet sich die einzige Wüste Brasiliens, die zur Regenzeit mit tausenden kleinen Seen überzogen ist. Dabei ist das Wasser durch die Filterung des Sandes extrem klar. Angeblich ist es auch die weißeste Wüste der Welt. Leider ist momentan Trockenzeit und so nahmen wir an einer organisierten Jeeptour zur einzig verbliebenen Wasserstelle dieser Wüste tel. Die Reise dorthin dauerte 2h im Jeep - quer durch Gestrüpp und Sand - man wurde derart durchgeschüttelt, dass die Ankunft keine Sekunde zu früh kam. Auf der anschließenden Wanderung kamen wir an vielen vertrockneten Tümpeln vorbei, die in der Regenzeit 5m tief sein sollen. Die letzte Wasserstelle hatte ungefähr die Ausmaße eines großen Hallenbades und die sich darin anbietende Erfrischung nahmen wir dankbar an. In Deutschland wäre es wohl undenkbar, dass Besucher einfach in diesem einzig verbliebenen Schutzraum baden dürften - denn hier überdauern Schildkröten, Fische und Frosche die Trockenzeit und breiten sich danach wieder auf die anderen Wasserstellen aus.


Ein weiteres Highlight war unsere Unterbringung im Ort Barrahina im Nationalpark. Da alles etwas teuerer ist in Brasilien, schlafen wir oft in der Hängematte anstatt in einem Hotelbett. Diesmal konnten wir diese in einer Bauruine aufhängen und kamen mit Frühstück auf umgerechnet 3 Euro die Nacht - wirklich die spartanischste Unterkunft bisher.

Jericuacuaera
Am nächsten Tag machten wir uns auf in das "Backbacker-Mekka" Jericuacuaera. Eine Reise über 1,5 Tage auf der wir 5(!) mal das Fahrzeug wechseln mussten: Jeep, Van, Bus, Bus, Jeep. Im Vergleich mit Mittelamerika kommt mir der Nordosten Brasiliens noch unterentwickelter vor. Hier merkt man das Brasilien zum Teil noch ein Entwicklungsland ist. Keine Busverbindung ist aufeinander abgestimmt und niemand kann einem Auskunft erteilen - zu dem erzählen die Einheimischen lieber irgendetwas als zuzugeben, dass sie selbst keine Ahnung haben! Der angekündigte 2h Bustrip, dauerte dann eben mal 4h, wobei wir auf halber Strecke einfach an einem Restaurant (wahrscheinlich das des Cousins) abgesetzt wurden und dann 1h warten mussten bis das Fahrzeug aus der anderen Richtung uns abholte. Zu allem Überfluss wurden wir noch in den Streit über die Fahrpreisaufteilung für die Fahrer verwickelt.

Dennoch war gerade der letzte Teil der Fahrt mit dem Jeep von Camocim nach
Jericuacuaera ein Highlight dieser Reise. Zuerst wurden wir mit einer kleinen Fähre von der Stadt über einen Fluss bis zum Strand übergesetzt. Dann donnerte der Jepp direkt am Strand entlang mit ca. 80 km/h entlang. Immer wieder musste der Fahrer abbremsen, wenn er das Fahrzeug zu dich an die Wellen steuerte und wir drohten steckenzubleiben. Zwischendurch ging es vorbei an abgelegenen Ortschaften, durch bizarre ausgetrockente Wälder in denen das gesamte Wurzelwerk offenlang und über hohe Sanddünen zurück an den Strand. Eine weiteren Fluss überwanden wir mit Hilfe eines Floß, welches kaum größer war als der Jepp selbst - angetrieben wurde es durch Schiffer, die mit langen Stöcken sich am Flussgrund abstießen. Nach 3h wilder Fahrt erreichten wir Jericuacuaera.



Vor vielen Jahren war "Jerry" ein kleines Fischerdorf, das sich zu einem Backpacker-Geheimtipp entwickelte. Im Laufe der Zeit kamen auch immer mehr Brasilianer um die wunderschönen Sanddünen um das Städchen zu genießen. Heutzutage gibt es kaum mehr Backpacker, da der ganzen Ort extrem überteuert ist. Aus dem lean-back Ruheort ist ein brasilianischer Ballermann geworden. Zu diesen Umständen kam noch ein wolkenverhangener fast regnerischer Himmel, der extrem selten zu dieser Jahreszeit ist. Daraufhin beschlossen wir enttäuscht nur einen Tag in Jerry zu verbringen und am darauf folgenden nach Praia da Pipa aufzubrechen.

Am letzten Abend zeigte sich der Ort allerdings noch einmal von der prächtigsten Seite. Auf einer riesigen Düne versammelten sich am Abend viele Menschen um den Sonnenuntergang zu beobachten (der Himmel war inzwischen aufgerissen). Es folgte ein wunderschönes Naturspektakel und gerade als die Sonne auf halben Wege untergegangen war, offenbarte sich auf der gegenüber liegenden Seite ein prächtiger 180° Regenbogen in allen möglichen Farben. Die Leute wusste gar nicht, auf was sie zu erst ihre Objektive richten sollten - unvergesslich!


Praia da Pipa
Von Jerry ging es über dann Fortaleza und Natal (inklusive einer Übernachtung am Busbahnhof von Natal) nach Praia da Pipa. Dieses kleine Örtchen war wie Jerry auch einmal ein Backpacker-Treff. Inzwischen dominieren auch hier wohlhabende Brasilianer und es finden sich nur wenige bezahlbare Unterkünfte bzw. Restaurants. Nichtsdestotrotz ist dieser Ort ein absolutes MUSS! Denn hier - so versprach der Reiseführer- kann man vom Strand aus mit Delfinen schwimmen.

Am ersten Tag gingen wir zur besagten Delfinbucht, wo man die Tierchen wohl häufig antreffen kann. Auf den ersten Blick war außer einer handvoll Urlauber und ein paar kleineren Booten nichts zu sehen. Ich sprang vor lauter Vorfreude natürlich gleich ins Wasser, schwamm ein paar Züge und sah erst einmal nichts außer der offenen See. Doch plötzlich hörte ich hinter mir ein Zischen, drehte mich um und sah 2-3m hinter mir einen Delfin auftauchen - er guckte kurz und verschwand wieder. 1 min später ein Zischen vor mir - eine Gruppe aus 4 Delfinen dicht beieinander. Ich versuchte hinterher zu schwimmen aber das war doch ein recht sinnloses Unterfangen. Dieses Erlebnis ist jedoch keine Besonderheit, wenn man am Strand steht und auf das Meer guckt, sieht man quasi im Minutentakt Delfine zwischen den Badenen auftauchen und wieder verschwinden!


In Praia da Pipa haben Eva und ich uns ausnahmsweise ein schönes Hostel gegönnt und hier feiern wir auch Weihnachten...

Der nächste Blogeintrag wird dann von der letzten Station meiner Reise sein: Salvador da Bahia. Bis dahin wünsche ich allen ein frohes Weihnachtsfest!

Dienstag, 14. Dezember 2010

Amazonas

Nach nun fast 8 Tagen Amazonas-Aufenthalt habe ich wieder eine halbwegs vernünftige Internetverbindung zur Verfügung. Die Erlebnisse waren überwältigend, daher folgt ein längerer Beitrag:


Belem
In Belem verbrachte ich zunächst einen Tag allein und holte dann Eva mitten in der Nacht vom Flughafen ab. Am nächsten Tag erkundeten wir die alte Kolonialstadt. An sich könnte Belem sehr schön sein - die Stadt liegt in der Nähe der Mündung des Amazonas (Breite an der Stelle mehr als 1,5 km) und hat viele alte Kolonialbauten. Allerdings sind letztere Herberge für alle möglichen Kitsch- und Ramschläden geworden. Darüber hinaus ist die Stadt wesentlich dreckiger als Sao Paulo, hat übermässig viel Verkehr und einen stinkenden Hafen. An letzterem konnte wir allerdings die unterschiedlichsten Früchte, Nüsse, Fische und vieles Unbekanntes aus dem ganzen Amazonas bestaunen. In der Nacht ging es dann weiter nach Santarem - einer Stadt mitten im Regenwald, an der sich wie so häufig, der Amazonas mit einem anderen Fluss vereint.

Santarem
Santarem präsentierte sich am nächsten Morgen menschenleer, feucht und fast unerträglich heiss. Die Bewohner waren zu den Stränden hinausgefahren, die sich etwa 30km ab befinden. Denn wegen seiner Strände wird dieser Teil des Amazonas (bzw. seines Nebenflusses) auch die Karibik des Amazonas genannt. Die vorher angesprochene Vereinigung dieser beiden Flüsse ist recht ungewöhnlich, da der braune Amazonas und der dunkelblaue Rio Tapajós sich farblich nicht vermischen, sondern über ein paar Kilometer in ihren Farben nebeneinander herströmen. Am Nachmittag ging es dann auch für uns in Richtung Strand nach Alter do Chao.

Alter do Chao
In diesem kleinen verträumten Nestchen in dem es nur einheimische Urlauber, ein paar hängengebliebene Hippies und 2-3 andere Backpacker gibt, haben wir in einer sehr spartanischen Herberge eingecheckt. Im Endeffekt bestand diese nur aus 2 kleinen Unterständen (wo man in seiner Hängematte schlief), einer kleinen Küche und 2 Toiletten. Trotz oder gerade wegen dieser Einfachheit konnte man die Natur um so intensiver geniessen- z.B. in dem man früh am Morgen von allen möglichen Urwaldgeräuschen geweckt wurde: Affen, Geckos, diverse Vögel, unzählige Insekten, Blätterrauschen usw...
Der Ort liegt direkt an einer Lagune, die von weissem Sand umgeben ist. Leider war das Wasser in der Bucht so warm wie die Luft (35°C) und konnte daher nicht im geringsten zur Kühlung beitragen. Ausserdem musste man sich beim Hineingehen vor Rochen vorsehen, die eingebuddelt am Grund schlummern. Ein Stich dieses Tiers soll so schmerzvoll sein, dass es sich den sehr anschaulichen Beinamen "Du-wünscht-dir-du-wärst-tot-Fisch" eingebracht hat. Dies führte dazu, dass man beim Hineingehen ins Wasser recht witzige Bewegungen vollführte um mögliche Rochen zu verscheuchen. Ein Höhepunkt der Lagune war ein ca. 40meter hoher Hügel von dem wir einen 360°C Rundblickt hatten -so bemerkten wir das erste Mal, dass wir wirklich im Mitten des Urwald waren: bis zum Horizont nur grünes Dickicht, unterbrochen von den breiten Nebenflüssen des Amazonas. (Also das absolute Gegenteil von Sao Paulo, in dem es nur graues Hochhaus-Dickicht, dass von breiten Autoströmen unterbrochen wird, gibt). In Alter do Chao verbrachten wir zur Erholung dann 2 volle Tage, denn neben Strand und Ausblick hatte die Stadt auch noch leckeres einheimischen Essen zu bieten. Ausserdem lernten wir einen netten Schweizer (Lukas) kennen mit dem wir immernoch unterwegs sind.


Tropischer Regenwald
Am nächsten Tag ging es dann sehr früh mit einem Führer (Marivaldo), den wir über Lukas in Alter do Chao kennengelernt haben, in ein Naturreservat. Dieses erreichte wir nur über 2 verschiedene Omibusse in Verbindung mit einem kurzfristig gecharterten, quasi fahrunfähigen "Taxi". Hier wohnten wir bei der kleinen Familie von Marivaldo. Wie schon vorher im Hostel verbrachten wir die Nächte in einer Hängematte unter einem Unterstand aus Holz und Palmenblättern. Dieser befand sich neben zwei weiteren Unterständen für eine provisorische Küche und dem Trocknen von Sachen. Die Familie erzählte uns, dass bevor die Regierung ihnen ein kleines Häusschen gebaut hat, sie allein unter diesen einfachen Unterständen gewohnt hat. Der absolute Höhepunkt folgte am nächsten Tag: früh brachen wir zu einer Wanderung durch den dichten Primärwald (Wald, der durch menschliche Hand noch nie verändert worden ist) auf. Die gut 6 stündige Tour führte uns zu einem Baum, der einen so dicken Stamm und Wurzeln hat, dass man mehr als 13 Personen braucht um ihn zu umfassen. Des Weiteren sahen wir die frische Spur eines Jaguars und wunderschöne Schmetterlinge so gross wie beide Handflächen zusammengenommen. Auf der Rücktour kamen wir an einem kleinem Haus vorbei, bei dem sich die Einwohner um ein vom Baum gestürztes Faultier kümmerten. Das arme Tier klammerte sich ganz verängstigt an einen kleinen Ast mit seinen starken Krallen. Faultiere konnte man auch ansonsten in den Bäumen bestaunen, wo sie -selten und langsam- trotzdem aber artistisch von Baum zu Baum klettern. Unglaublich schön waren die Sonnenuntergänge im Dschungel. Am Fluss konnte man das prächtige Farbspiel tagtäglich beobachten auf das dann meist ein heftiges Gewitter mit Blitz und Stromausfall folgte. Die vorher befürchtete Mücken- und Insektenplage blieb uns glücklicherweise erspart, da der Dezember der letzte Monat der Trockenzeit ist und die Wasserstände (auch im Amazonas selbst) mehrere Meter unter normal sind. Nach 2 Tagen Urwald ging es dann zurück nach Santarem.



50h Flussfahrt
In Santarem angekommen organisierten wir uns Proviant für die gut 2tägige Flussfahrt von Santarem zurück nach Belem (Hinfahrt war ein 1,5h-Flug). Das Schiff war ein 3 stöckiger, zu den Seiten offener Amazonasdampfer - im untersten und mittleren Stockwerk hingen die Hängematten dicht an dicht gedrängt - im obersten waren die Kajütten, die Schiffskantine und das Deck. In dem völlig überladenen Hängematten-Urwald ging es darum einen Platz möglichst weitentfernt von den stinkenden Klos und nah an der frischen Zugluft zu ergattern. Im Endeffekt schlief man in Tuchfühlung mit seinem Nebenmann, wobei das eigene Gepäck unter der Hängematte und nasse Handtücher darüber hingen. Eine weitere überlebensregel war das Kombüsenessen auf Grund mangelnder Hygene möglichst zu meiden. Dies gelang mir am ersten Abend nicht, was gleich zu Durchfall führte. Grundsätzlich verfolgten Lukas und ich die Strategie das Einschlafen durch den Verzehr alkoholischer Getränke zu erleichtern - klappte perfekt. Die tapfere Eva schaffte es allerdings auch ohne diese Schummelei. Ansonsten verbrachte man den Tag über an Deck und genoss das Vorbeiziehen des immergrünen Regenwaldes. Ausserdem lernten wir noch einige andere Backpacker kennen (unter anderem 13 sehr nette niederländische Feuerwehrmänner, die alle wie Bodybuilder aussahen). Eine Besonderheit des Schiffes war eine Dusche direkt oben auf den Deck. Dies führte dazu, dass man erstens nicht bei den stinkenden Klos duschen musste und zweitens, dass man sich während des heissen Tages immer abkühlen konnte und drittens, dass man während des Duschens eine wunderbare Aussicht auf den Amazonas und seine Sonnenuntergänge hatte. Am zweiten Tag der Flussfahrt ereignete sich dann etwas völlig unerwartetes: immer wieder versuchten Einheimische mit Holzkanus unseren Dampfer zu entern. Aufreiht über mehrere hundert Meter hinweg paddelten sie an die Seiten des Schiffes und probierten mit eines Eisenhaken sich an das Boot anzukoppeln. Das ganze wirkte am Anfang wie ein feindliches todesmutiges Unterfangen, war aber im Endeffekt nur der Versuch sebstgemachten Acai (traditioneller Urwaldsaft), Mais oder Schrimps an die Passagiere zu verkaufen. Andere Boote paddelten nur in die Nähe des Schiffes (meistens Kinder) um eine sehr eigentümliche Geste vorzuführen. Mitreisende Einheimische erklärten uns, dass sie lediglich um Anziehsachen baten -und tatsächlich warfen viele ihre Klamotten eingepackt in Plastikbeutel zu den Eingeborenen herunter. Am Abend bekam das Schiff auf (gleiche Weise wie die Verkäufer zuvor) Besuch von 2 Kanus voll mit Kindern und Jugendlichen. Diese enterten dann das "Vergnügungs-"Deck auf dem laut Musik gespielt wurde. Hier rauchten, tranken und tanzten die 6- bis 16jährigen ungefähr 2 Stunden bevor sie mit ihren Kanus wieder in der Dunkelheit des Amazonas verschwanden. Wie und ob sie wieder zu ihrem Dorf zurückkamen oder wer diese eigenartigen Gestalten überhaupt waren - blieb uns völlig verduzten Backpackern absolut schleierhaft.

Am dritten Tag dieser ereignisreichen Reise erreichten wir dann gegen Nachmittag den Hafen von Belem, von wo wir am gleichen Abend noch Richtung Sao Luis das Gebiet des Amazonas verliessen.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Abschiedsfeier und Foz de Iguacu

Nun folgt, wie angekündigt, der erste Blogeintrag nach der Abreise von Sao Paulo!

Im Endeffekt muss ich doch zu geben, dass ich Sao Paulo - oder besser gesagt - die dort neugewonnen Freunde vermisse. Nach mehr als 6 Monaten hat man sich erst richtig eingelebt, einen Freundeskreis aufgebaut und kennt natürlich auch die tollen Ecken der Stadt. An meinem letzten Abend haben 2 Freunde aus der AHK von mir ihren Geburtstag in deren Haus gefeiert. Das ganze war eine Kombination aus deutscher WG-Party und brasilianischem Churrassco (Grillabend). Wir waren ungefähr 30 Leute - mehr oder weniger 10 Deutsche und 20 Brasilianer. Es ging bis zum nächsten Morgen und war eine tolle Möglichkeit noch einmal allen tollen Leuten Lebewohl zu sagen.

Am darauf folgenden Tag bin ich dann nach Foz de Iguacu gefahren. Hier gibt es (wie der Stadtnahme schon sagt) Die Wasserfälle von Iguacu - ein unglaubliches Naturschauspiel, dass man sein lebenlang nicht vergisst. Es stürzen gleichzeitig so gewaltige Wassermassen 80m in die Tiefe - sprachlos:





Und hier nochmal ein Video zur besseren Nachvollziehen:








Das Ganze kann man sowohl von der brasilianischen als auch von der argentinischen Seite bewundern, da der Fluss gleichzeitig die Grenze der Länder bildet. Letztere ist etwas schöner, daher hab ich mich entschlossen, 2 Tage in Argentinien zu verbringen. Eva konnte mir auch ein tolles Hostel empfehlen, da sie auf den Tag genau vor einem Jahr auch die argentinische Seite besucht hat. Nach dem beeindruckendem Tag an den Wasserfällen, den ich mit einer Gruppe Iren verbracht habe, folgte dann eine Partynacht am und im Hostelpool, die erst richtig von ebenfalls im Hostel wohnenden Argentinierinnen tanzend entfacht wurde!

Nach diesen 2 wirklich tollen Tagen Argentinien habe ich mir heute in Itaipu Staudamm angeguckt. Dieser gehört sowohl zu Brasilien wie auch zu Paraguay und ist der zweitgrößte Staudamm (nach dem 3 Schluchtendamm in China). Er produziert so viel Energie wie 14 Atomkraftwerke und kann damit 90% der paraguayanischen und 20% des brasilianischen Energiebedarfs decken. Ein wirklich sehr beeindruckendes Bauwerk, was aber natürlich auch stark in die Natur vor Ort eingegriffen hat. Nervend sind in diesem Zusammenhang die Propaganda-Maßnahmen der Betreiber. Man kann den Staudamm nur in einer kostenpflichtigen Tour besuchen und muss sich im Vorfeld ein 20minütiges Werbevideo angucken, in dem der Einheitstenor ist, wie toll das ganze Projekt sei und das es überhaupt gar keine negativen Auswirkung auf irgendetwas und ganz besonders nicht auf die Natur hat!

Morgen werde ich nach Belem fliegen, wo ich übermorgen Eva treffe. Am darauffolgenden Tag geht es dann weiter nach Santarem, eine Insel mitten im Amazonas!

Bis dahin, Malte