Sonntag, 23. Mai 2010

Sao Paulo - erste Eindruecke


Nach dem nun die schoene Reisezeit zu Ende gegangen ist, beginnt der suedamerikanische Ernst des Lebens - der bisher allerdings nicht minderspannend war:

Der Flug von Mexico nach Brasilien (ueber San Salvador und Peru) hatte mich maechtig geschafft, so das ich im Hostel gleich nochmal ins Bett gefallen bin. Eigentlich sollte dieser Samstag komplett der Erholung und der portugiesischen Sprache gewidmet werden, allerdings ist das im Hostel doch immer etwas schwierig. So wurde ich von ein paar Leuten ueberredet zu einem sehr populaeren Strassenfest mitzukommen, dem Virada Cultural. Ueber die ganze Stadt waren um die 70 Buehnen verteilt auf denen die Kuenstler 24h kostenlos spielten. Ich hatte mir das ungefaehr so vorgestellt, wie den Karneval der Kulturen oder die Fete de la Musique in Berlin. Im Prinzip war es auch so, allerdings 2 Stufen groesser. Allein an dem Abend waren 4 Millionen (!) Menschen auf diesem Strassenfest, solche Massen habe ich vorher wirklich nocht nicht gesehen: das ist die Love-Parade (zu besten Zeiten) + die grosse Fanmeile 2006 + Karneval der Kulturen + Fete de la Musique zusammen an einem Abend. Ich war jedenfalls heil froh, dass ich nicht viel getrunken habe vorher. Die Stimmung war ausgelassen, aber auch irgendwie unberechenbar. Die Leute waren ueberwigend zwischen 16 - 26 und ziemlich angetrunken. Auch blutueberstroemte Menschen hat man gesehen, die aus der Menge getragen wurden. Das Polizeiaufgebot war ungefaehr so gross, wie auf einer Sportfreunde Berlin 06 Veranstaltung - also nicht vorhanden. Nach ein paar Stunden bin ich dann mit meiner Gruppe sicher und schwer beeindruckt wieder zum Hostel zurueckgekehrt. Naechsten Monat findet hier eine Art Gay-Parade statt. Diese soll so viele Besucher anlocken wie der Karneval - also noch mehr als nur 4 Millionen.

Nach der Nacht im Hostel bin ich am Sonntag dann zu meiner Gastmutter gezogen. Hier lebe ich nun fuer 2 Wochen um mein Portugiesisch nicht nur in der Sprachschule anzuwenden. Es ist eine sehr nette 60 jaehrige Frau, die jeden Tag 2 mal fuer mich kocht. Ich darf nicht einmal bei irgendetwas helfen. Das Leben in diesen 2 Wochen ist so ein krasser Gegensatz zum Backpacker-Leben, dass es doch einiger Eingewoehnungszeit bedarf. Unter der Woche habe ich 4h portugiesisch Unterricht + 2h Nachmittagsexkursion in irgendein Museum (auch in Portugiesich). Meine Sprachgruppe besteht drei 24-32jaehrigen Frauen, die alle perfekt spanisch oder italienisch Sprechen. Das fuehrte dazu, dass diese von der ersten Minute an sich mit der Lehrerin fliessend auf Portu-spanisch unterhalten konnten und ich ungefaehr 1 Minute brauche um einen Satz zu bilden. (Portugiesich und Spanisch sind zu mehr als 80% die gleichen Sprachen) Wenn ich dann mal etwas richtig sage, wird mir aufmuntend auf den Ruecken geklopft. Ansonsten gehen auch gern die einen oder anderen Witze auf meine Kosten. Da nur Frauen im ungefaehr gleichen Alter in der Gruppe sind, ist das nicht weiter verwunderlich. Ich weiss nicht ob der Kurs das Optimalste zum Lernen fuer mich, aber es ist immerhin besser als eine zu langsame Gruppe. Nach einer Woche Sprachschule und ungefaehr einem Monat Vokabeln + Grammatik lernen, kann ich nun mich (mit viel Geduld des Anderen ) verstaendigen. Das Problem liegt mehr im Verstehen des Gesagten, da man im Portugiesischen nichts ausspricht, wie man es schreibt. Das beste Beispiel ist mein Name: Der Buchstabe "l" wird ausgesprochen wie "u" und "te" wird zu "tschi". Daher sagen Brasilianer wenn sie menen Namen lesen: "Mautschi". Das ist sogar noch schlimmer als die englisch Sprachigen die immer "Molti" sagen.

Parallel zum Unterricht gucke ich mich hier nach einer festen Bleibe um. Das ist allerdings nicht so einfach, da Sao Paulo sehr teuer ist. Mietpreise wie in Berlin und Getraenke- und Clubpreise wie in Muenchen. Ungeblich ist es die teuerste Stadt Lateinamerikas. Ein weiteres Problem ist der oeffentliche Nahverkehr. Es gibt zwar ein paar Metrolinien allerdings reichen die fuer 20 Millionen Menschen nicht aus. Daher ist der Nahverkehr ueberwiegend mit Bussen geregelt. Das dumme ist allerdings, dass es keine Haltestellenanzeigen oder Fahrplaene gibt. Daher muss man sich ueber dem Weg zu einem neuen Ziel genau im Internet informieren und dann dem Kassierer im Bus bescheidgeben, wo man aussteigen moechte. Alles etwas kompliziert, aber man gewoehnt sich daran...

Bis Bald, Euer Mautschi

Montag, 17. Mai 2010

Mexico!

Mexico sollte nun die letzte Station unserer gemeinsamen Reise durch Mittelamerika sein. Die Halbinsel Yucatan ist allgemein bekannt für die ausschweifenden Partys amerikanischer Springbreak - Touristen. Dementsprechend sah es dort auch aus - (auch wenn keine Frühlingsferien waren) teuer, jeder sprach englisch und viele nervige Verkäufer an immer den gleichen Ständen - das Mallorca der Amis. Dennnoch kann man auch daraus das Beste machen.

Tulum
Die erste Station war Tulum eine unglaublich unspektakuläre Stadt, die jedoch mit Maja-Ruinen direkt am Strand aufwarten kann. Während man in Guatemala zwischen den überwachsenen Ruinen herumklettern kann, ist man in Mexico durch weitflächige Grünanlagen von den Überbleibseln getrennt. Dennoch war es ein wunderschöner Anblick und somit gut für ein paar Fotos.



Der oben erwähnte Strand ist zwar nicht so schön wie auf der Isla de Torres(weil nicht so schön ursprünglich), aber hat definitiv den weißesten Strand den ich je sah. Ohne Sonnenbrille brauchten die Augen ein paar Minuten um sich an das Strahlen zu gewöhnen (kein Spaß).



Das schöne an Tulum war, dass wir 5 Schweden wiedertrafen, die wir auch schon in Guatemala und Belize getroffen hatten. Von hier an bestand die Reisegruppe nicht nur aus Eva und mir sondern auch aus einem Franzosen, einer Kanadierin und 5 Schweden. Zusammen fuhren wir nach Merida, wohl die letzte verbliebene mexikanische Stadt auf Yucatan. Jedes Wochenende kommen tausende von Einheimischen zu den Salsa-Partys in der Stadt zusammen. Leider hatten wir am Samstag etwas Pech mit den Partys, da wir entweder (mit kurzen Hosen) keinen Eintritt hatten oder zu viel hätten bezahlen müssen. Auch der Sonntag sah zu nächst bescheiden aus, jedoch entdeckten wir spät abends (1 Uhr nachts) in einem Hinterhof eine einheimischen "Disko". Der Altersdurchschnitt lag bei circa 55 Jahren und die Party war kurz vor dem Ende. Als wir "7 junge Gringos" hinzukamen, startete das allerdings wieder. Man war keine Minute angekommen und schon wurde jeder von mind. 2 einheimischen Frauen um die 70 Jahre zum Salsa tanzen aufgefordert. Das war ein ziemlicher Spaß, da alle außer der Franzose keine Ahnung von Salsa hatten. Eine wirklich witzig Erfahrung - und nach 2h Stunden durften wir, nach dem wir wirklich mit jeder getanzt haben, gehen.

Am nächsten Tag ging es dann zu den unterirdischen Grotten ca 2h außerhab der Stadt. Was am Anfang wie ein einfaches Wasserloch aussah, entwickelte sich in 10m Tiefe zu einem halbgefüllten Dom. Hier gab es eine Menge zu entdecken (Stalagniten usw.) und viele Sachen zum Erklettern. Besonders schön waren massive Baumwurzeln sie von der Oberfläche hinunter ins Wasser wuchsen. Ein Paradies für 7 halbstarke Jungs und etwas anstrengend für 2 arme Mäddels (Eva+Kanadierin), die die ganze Zeit Fotos machen mussten.



Isla de Mujeres
Die "Insel der Frauen" war dann die allerletze Station. Auch hier war alles sehr touristisch entwickelt und außer Strandpartys gab es nicht viel zu tun. Die Tage wurde überwiegend sonnenbadend verbracht (Ich lernte leißig Vokabeln) und abends gab es die besagten Strandpartys im Hostel. Nach 3 Tagen hieß es für mich nach Brasilien aufzubrechen.



Im Endeffekt genoß ich auch die letzte Woche in Mexico sehr, da ich meine 5 schedischen Freunde und besonders den Franzosen sehr lieb gewonnen hatte. Man nannte uns die 6 schwedischen Jungs und den genetischen Fehler. (Ich wurde zu den Schweden gezählt und der Franzose auf Grund seiner fehlenden blonden Haare und blauen Augen als Ausrutscher betrachtet.)

Der nächste Bericht aus Sao Paulo folgt in Kürze.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Belize

Ursprünglich wollten wir das teure Belize ja auslassen. Da wir aber von anderen Travelern den Hinweis bekamen nach Caye Caulker zu fahren, änderten wir unsere Pläne kurzfristig - und das sollte sich lohnen!

Schon direkt nach der Grenze bemerkte man den kulturellen Unterschied zwischen Belize und den bisherigen mittelamerikanischen Ländern. Belize wurde früher nämlich nicht von den Spaniern, sondern hauptsächlich von den Engländern verwaltet. Genau genommen, war es Rückzugsgebiet für englische und schottische Piraten, die Angriffe auf spanische Schiffe von hier aus starteten. Später "kaufte" England das Gebiet von Guatemala gegen das Versprechen eine Straße von Guatemala City nach Belize City zu bauen. Die Straße wurde nie gebaut und das Land gehörte trotzdem den Briten. Die Landessprache ist demzufolge Englisch - allerdings in so einem witzigen Jamaika-Slang, dass man sich kaum mit Einheimischen unterhalten kann ohne zu grinsen. Die Menschen leben hier in einfachen Holzhütten, die aber hübsch in allen Regenbogenfarben angemalt sind. Alles geht hier so langsam und entspannt von statten - keine Hektik ist die erste Verhaltensregel. Dazu passend schwirrt zu jeder Tageszeit Marihuana-Geruch durch die Straßen.

Wir verbrachten die 4 Tage in Belize auf Caye Caulker - einer karibischen Insel, die 40 Km vor der Küste liegt. Hier gab es außer Sonnenbaden und Schnorcheltrips nicht viel zu tun. Daher buchten wir einen ganztätigen Schnorchelausflug. Wir segelten zu 3 verschiedenen Punkten am Reef, das früher den Piraten als Schutz vor Verfolgern diente. (Das Barrier Reef von Belize ist übrigens das Zweitgrößte der Welt - nach dem Great Barrier Reef in Australien.) Hier schwammen wir in bizarrer Korallenumgebung und tauchten zu Felsvorsprüngen, unter denen sich riesige Barrakuda-Fische (1,5 - 2m) ausruhten. Beim nächsten Tauchgang konnte man dann große Schildkröten sehen, die Seegras vom Boden fraßen und zum Luftschnappen wieder an die Oberfläche tauchten. Der Höhepunkt war allerdings der "Streichelzoo-Tauchgang". Unsere Schnorchelguides schmissen tote Fische ins Wasser und kurze Zeit später war das Boot umzingelt von Ammenhaien (bis zu 2,5m groß) und riesigen Mantarochen (2 x 2m groß). Bei dem Gedanken zu 20 Haien ins Wasser zu steigen wurde einem dann doch schon etwas mulmig. Zumal die Guides anfingen uns zu erklären, an welchen Stellen wir denn die possierlichen Tierchen streicheln dürften. Haie und Rochen streicheln?! - Okay, warum nicht. Dazu wurden die Köder in Muscheln gesteckt und waren somit für die Räuber schwerer zu erreichen. Dann ging´s ins Wasser - nach anfänglicher Scheu war es dann doch nicht so schwer wie gedacht. Für alle die es wissen wollen: Haie haben eine raue Oberfläche. Es ist fast so als streichelt man Sandpapier. Rochen hingegen sind ziemlich glitschige Zeitgenossen. Beide Tierarten waren total faszinierend und so auf den Köder fixiert, dass es sie nicht störte gestreichelt zu werden. Meine Favoriten waren die Rochen, da diese sich schwebend im Wasser fortbewegten und einfach so außergewöhnlich und riesig waren. Auf dem Weg zurück sahen wir dann vom Boot einen wunderschönen Sonnenuntergang.




Abends gingen wir meistens zu einer Bar, die (natürlich) mit Raggae-Musik, vielen Travelern und Sonnenuntergängen für viel Atmosphäre sorgte. (Die Bar lag neben dem "Cut". Das ist eine 20m breite Wasserschneise, die ein Hurricane durch die ehemals komplette Insel schlug und aus ihr 2 kleinere machte.)




Danach ging es auf nach Mexico!