Nach dem nun die schoene Reisezeit zu Ende gegangen ist, beginnt der suedamerikanische Ernst des Lebens - der bisher allerdings nicht minderspannend war:
Der Flug von Mexico nach Brasilien (ueber San Salvador und Peru) hatte mich maechtig geschafft, so das ich im Hostel gleich nochmal ins Bett gefallen bin. Eigentlich sollte dieser Samstag komplett der Erholung und der portugiesischen Sprache gewidmet werden, allerdings ist das im Hostel doch immer etwas schwierig. So wurde ich von ein paar Leuten ueberredet zu einem sehr populaeren Strassenfest mitzukommen, dem Virada Cultural. Ueber die ganze Stadt waren um die 70 Buehnen verteilt auf denen die Kuenstler 24h kostenlos spielten. Ich hatte mir das ungefaehr so vorgestellt, wie den Karneval der Kulturen oder die Fete de la Musique in Berlin. Im Prinzip war es auch so, allerdings 2 Stufen groesser. Allein an dem Abend waren 4 Millionen (!) Menschen auf diesem Strassenfest, solche Massen habe ich vorher wirklich nocht nicht gesehen: das ist die Love-Parade (zu besten Zeiten) + die grosse Fanmeile 2006 + Karneval der Kulturen + Fete de la Musique zusammen an einem Abend. Ich war jedenfalls heil froh, dass ich nicht viel getrunken habe vorher. Die Stimmung war ausgelassen, aber auch irgendwie unberechenbar. Die Leute waren ueberwigend zwischen 16 - 26 und ziemlich angetrunken. Auch blutueberstroemte Menschen hat man gesehen, die aus der Menge getragen wurden. Das Polizeiaufgebot war ungefaehr so gross, wie auf einer Sportfreunde Berlin 06 Veranstaltung - also nicht vorhanden. Nach ein paar Stunden bin ich dann mit meiner Gruppe sicher und schwer beeindruckt wieder zum Hostel zurueckgekehrt. Naechsten Monat findet hier eine Art Gay-Parade statt. Diese soll so viele Besucher anlocken wie der Karneval - also noch mehr als nur 4 Millionen.
Nach der Nacht im Hostel bin ich am Sonntag dann zu meiner Gastmutter gezogen. Hier lebe ich nun fuer 2 Wochen um mein Portugiesisch nicht nur in der Sprachschule anzuwenden. Es ist eine sehr nette 60 jaehrige Frau, die jeden Tag 2 mal fuer mich kocht. Ich darf nicht einmal bei irgendetwas helfen. Das Leben in diesen 2 Wochen ist so ein krasser Gegensatz zum Backpacker-Leben, dass es doch einiger Eingewoehnungszeit bedarf. Unter der Woche habe ich 4h portugiesisch Unterricht + 2h Nachmittagsexkursion in irgendein Museum (auch in Portugiesich). Meine Sprachgruppe besteht drei 24-32jaehrigen Frauen, die alle perfekt spanisch oder italienisch Sprechen. Das fuehrte dazu, dass diese von der ersten Minute an sich mit der Lehrerin fliessend auf Portu-spanisch unterhalten konnten und ich ungefaehr 1 Minute brauche um einen Satz zu bilden. (Portugiesich und Spanisch sind zu mehr als 80% die gleichen Sprachen) Wenn ich dann mal etwas richtig sage, wird mir aufmuntend auf den Ruecken geklopft. Ansonsten gehen auch gern die einen oder anderen Witze auf meine Kosten. Da nur Frauen im ungefaehr gleichen Alter in der Gruppe sind, ist das nicht weiter verwunderlich. Ich weiss nicht ob der Kurs das Optimalste zum Lernen fuer mich, aber es ist immerhin besser als eine zu langsame Gruppe. Nach einer Woche Sprachschule und ungefaehr einem Monat Vokabeln + Grammatik lernen, kann ich nun mich (mit viel Geduld des Anderen ) verstaendigen. Das Problem liegt mehr im Verstehen des Gesagten, da man im Portugiesischen nichts ausspricht, wie man es schreibt. Das beste Beispiel ist mein Name: Der Buchstabe "l" wird ausgesprochen wie "u" und "te" wird zu "tschi". Daher sagen Brasilianer wenn sie menen Namen lesen: "Mautschi". Das ist sogar noch schlimmer als die englisch Sprachigen die immer "Molti" sagen.
Parallel zum Unterricht gucke ich mich hier nach einer festen Bleibe um. Das ist allerdings nicht so einfach, da Sao Paulo sehr teuer ist. Mietpreise wie in Berlin und Getraenke- und Clubpreise wie in Muenchen. Ungeblich ist es die teuerste Stadt Lateinamerikas. Ein weiteres Problem ist der oeffentliche Nahverkehr. Es gibt zwar ein paar Metrolinien allerdings reichen die fuer 20 Millionen Menschen nicht aus. Daher ist der Nahverkehr ueberwiegend mit Bussen geregelt. Das dumme ist allerdings, dass es keine Haltestellenanzeigen oder Fahrplaene gibt. Daher muss man sich ueber dem Weg zu einem neuen Ziel genau im Internet informieren und dann dem Kassierer im Bus bescheidgeben, wo man aussteigen moechte. Alles etwas kompliziert, aber man gewoehnt sich daran...
Bis Bald, Euer Mautschi