Montag, 18. Oktober 2010

mit dem Adler auf der Brust und ein Jubiläum

Nun doch in umgekehrter Reihenfolge:

Es gab ein Jubiläum zu feiern: Am 15.10.2009 ging mein Flieger von Berlin nach Vancouver - heute, mehr als 365 Tage später, bin ich in Sao Paulo, Brasilien. Auf dem Weg hierhin bereiste ich Kanada, USA, Mexiko, Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Niceragua, Costa Rica, Panama und nun Brasilien. Zurückblickend kam es mir wirklich nicht vor wie ein ganzes Jahr, eher wie ein halbes. Nichtsdestotrotz habe ich noch (hoffentlich) aufregende und schöne 2,5 Monate vor mir bis es Ende Dezember zurück in die schönste Stadt der Welt -Berlin- geht. Ja, es ist eine gewisse Vorfreunde aus diesen Worten zu lesen und trotzdem werde ich die verbleibende Zeit noch genießen. Am Jubiläumstag selbst habe ich zunächst gearbeitet und bin dann mit einer Kollegin zur Biennale, der bedeutesten modernen Kunstausstellung Brasiliens, gegangen. Einige Werke waren so fazinierend, dass ich wohl noch einmal mit der Kamera hingehe und ein paar Impressionen hier poste! Nach dem kulturellen Teil haben wir uns noch mit weiteren Arbeitskollegen getroffen und bis in die Nacht bei brasilianischen Bier (Name: Serra Malte - Gebirgsmalz oder Bergmalz) gequatscht.


Blumenau und Pommerode


Ein Wochenende zuvor war ich auf dem zweitgrößtem Oktoberfest der Welt in Blumenau (nach dem Original in München). Blumenau ist, wie der ganze Süden Brasiliens, sehr europäisch geprägt. Das bedeutet in erster Linie, dass dort die meisten Nachfahren der immigrierten Europäer leben aber auch, dass die Infrastruktur sehr gut ausgebaut ist, es kaum Verschmutzung und Kriminalität gibt und allgemein der Lebensstandart hoch ist (Blumenau soll sogar den höchsten Lebensstandart von ganz Brasilien haben). Blumenau und speziell Pommerode (das Nachbardorf) nehmen hierbei eine besondere Stellung ein, da sich dort die aus Deutschland Eingewanderten konzentrieren. Darauf sind die Bewohner heute noch sehr stolz und pflegen ihre "deutschen Traditionen". D.h. Fachwerkhäuser (zumindest die Fassade), Essen (Apfelstrudel, Schweinshaxe, usw.) und sogar die deutsche Sprache. Letzteres habe ich ganz dreist getestet, als ich beim Bäcker auf Deutsch bestellt habe und bei der Tankstelle nach dem Weg fragte. Zunächst sind die Leute etwas verwundert, dann erfreut und schließlich erzählen sie in einem Misch-Masch aus deutsch mit witzgem Akzent und ein paar portugiesischen Wörtern.

Das Oktoberfest am Abend übertraf die Stadtrundfahrt am Vormittag aber bei Weitem. Aber zunächst noch den historischen Hintergrund des Oktoberfests in Blumenau. Die Stadt wurde 1984 von heftigen Erdrutschen stark zerstört und lag zum Teil 2m tief verschüttet. Die deutsche Regierung hat damals großen Anteil daran gehabt, dass die Stadt wieder aufgebaut wurde. Danach wurde beschlossen, das deutsche Oktoberfest auch in Blumenau einzuführen. Mittlerweile ist es das zweitgrößte Volksfest Brasiliens gleich nach dem Karneval in Rio de Janeiro. Wenn man dann am Abend auf dem Festgelände ist, traut man seinen Augen nicht: tausende Brasilianer (also zu 90% keines europäischen Ursprungs) tragen Deutschland-Fanartikel. Es ist ein regelrechtes Wettrüsten, wer am meisten die schwarz-rot-goldene Flaggen am Köper trägt bzw. mehr Bundesadler auf der Brust hat. Neben neumodischen Utensilien, wie dem DFB-Trikot, Deutschland-Shirts usw. gibt es auch sehr viele Dirndel-Trägerinnen und andere typische Oktoberfestkleidung. Zwar gibt es kein schönes echtes deutsches Bier (nur brasilianischer Bier nach dt. Reinheitsgebot - was ungefähr so gut ist, wie Caipirinha mit Wurstwassergeschmack), aber dafür werden die echten Oktoberfestmusiker nach Brasilien eingeflogen. Und wer möchte nicht die rhythmusbegabten feurigen Brasilianer nach guter deutscher Blasmusik tanzen sehen? Bei diesem Fest sind wirklich zwei absolut unterschiedliche (ja, fast gegensätzliche) Kulturen aufeinander gestoßen und das Resultat war ein total irres Fest.

Eine andere schöne Tatsache an der Blumenau-Tour war das Treffen mit Hannes und Annika. Beides sind Freunde aus Berlin: Hannes studiert für ein Semester in Blumenau und Annika macht Praktikum im Nachbarland Argentinien. Nach dem Treffen mit Eva in Mittelamerika und mit Jonathan in Sao Paulo war dies das dritte Mal, dass ich jemand aus der Heimat am anderen Ende der Welt wieder getroffen habe - und es ist jedesmal ein komisches aber tolles Erlebnis. An dieser Stelle nochmal tausend Dank für die Unterkunft usw.






Florianópolis
Am Tag nach dem Oktoberfest haben wir uns kurzfristig entschlossen für einen Tag nach Florianópolis (Stadt der Blumen) zu fahren. Die Stadt liegt auf einer Insel und ist mit über 40 Stränden, Sanddünen und einer wunderbaren umliegenden Vegetation gesegnet. Viel gibt es von diesem Kurztrip nicht zu erzählen, außer evt. das ich mir den Sonnenbrand meines Lebens geholt habe und mir nun die Haut vom Bauch abziehen kann, wie eine Schlange beim Häuten. Außerdem haben alle Brasilianer mit mir spanisch geredet, obwohl ich jedes Gespräch in portugiesisch begonnen habe. Zum Teil musste ich sogar eindringlich darum bitten, dass man doch bitte mit mir portugiesisch spreche. Der Grund dafür ist, dass in Argentinien Ferien waren und Floripa ein sehr beliebtes Ausflugsziel unter den Gauchos ist. Also wurde ich für ein Argentinier gehalten und die überhöflichen Brasilianer sprechen mit denen natürlich spanisch (auch wenn man sie auf portugiesisch anredet). Wenn ich mein Praktikum Ende Noveber abgeschlossen habe, werde ich noch einmal in diese Stadt zurückkehren und dann etwas mehr berichten können.

Bis dahin alles Gute aus dem verrücktem:



5 Kommentare:

  1. Dann genieß die letzten Monate noch, bevor du dich wieder am deutschen Bier und den typisch unfreundlichen Berlinern erfreuen kannst!
    Bis dahin:

    Liebe Grüße,
    Tobi.

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  2. Viel Spaß in der Kälte dann würde ich sagen...

    Hat uns auch Spaß gemacht Mautschi! Ne digge Umarmung vlt. bis im Nov.!

    Hannes

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  3. "Nach dem Treffen mit Eva in Mittelamerika und mit Jonathan in Sao Paulo war dies das dritte Mal, dass ich jemand aus der Heimat am anderen Ende der Welt wieder getroffen habe - und es ist jedesmal ein komisches aber tolles Erlebnis."

    Aber Du hast doch auch Deinen Lieblingscousin am anderen Ende der Welt wiedergetroffen.

    Falk

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  4. oh gott falk, das tut mir jetzt echt leid! - zählt als ausrede, dass ich die usa nicht zum anderen ende der welt zähle....?

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  5. oh mann, malte!!
    bis BALD! efa

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